Abend der Blasmusik 2014

Zackige Märsche, schmissige Polkas

Konzert: Musikvereine aus Mömlingen und Obernburg begeistern ihr Publikum beim Abend der Blasmusik

 Mömlingen
Zackige Märsche, schmissige Polkas, schwungvolle Walzermusik: Nahezu 300 Besucher kamen am Samstagabend in die Mömlinger Kulturhalle, um sich beim Abend der Blasmusik mitreißen zu lassen. Das Angebot hat der Musikverein Mümlingtal vor einigen Jahren ins Konzertprogramm aufgenommen und damit ins Schwarze getroffen.

Das Orchester des Musikvereins Obernburg unter der Leitung von Reiner Hanten gestaltete den ersten Teil des Abends und begeisterte das Publikum mit flotter Musik und engagiertem Spiel. Nach der Pause griffen die Mömlinger Musiker zu ihren Instrumenten. Dirigent Willem van Kooi hatte sie bestens auf ihren Auftritt vorbereitet.
Krachleder und Dirndl
Schon durch ihr Äußeres machten die Musiker des Musikvereins Obernburg klar, dass Zünftiges auf den mitgebrachten Notenblättern stand. Die Männer erschienen in Krachleder und farngrünem Wams, die Damen im anmutigen Dirndl. Mit dem Fliegermarsch leiteten sie das Konzert ein, wobei das tiefe Blech den sonoren Tönen frönen konnte und die übrigen Register im Hintergrund einen harmonischen Klangteppich ausbreiteten.
Neben mitreißenden Polkas und Märschen holten die Römerstädter auch flotte Sambarhythmen aus dem Notenkoffer, zugeschnitten auf Blasorchester mit dem spezifischen Klang von Blech und Holz. Die romantische Seite wurde ebenfalls bedient.
Bei dem tiefgängigen Stück »Bohemian Lovers« brillierten Sebastian Paulus (Trompete) und Toni Vad (Tenorhorn) mit zu Ohren und Herzen gehenden Soli. Hermann Englert, der ansonsten der Tuba die schönsten Töne entlockt, übernahm die Moderation und brachte mit trockenem Humor und skurrilen Geschichten das Publikum zum Lachen.
Den Vogel schoss das Orchester mit der böhmischen Polka »Wir Musikanten« von Kurt Gäble ab, die es sich bis zum Schluss aufhob. Die Musiker packten pure Leidenschaft für die Blasmusik und das gemeinsame Musizieren in die Interpretation, so dass die Zuschauer vor Begeisterung aufsprangen und so lange »Zugabe« riefen, bis die mitreißendsten Takte der schmissigen Polka noch einmal wiederholt wurden und ihnen als Beigabe für die Einstimmung auf die Pause der Marsch geblasen wurde.
Rhythmik und Dynamik
Im zweiten Teil des Abends griff dann Willem van Kooi zum Taktstock und brachte das Orchester des Mömlinger Musikvereins zu Höchstleistungen. Die Ouvertüre zu Dichter und Bauer von Franz von Suppé spielten die Musiker in so vollendeter Rhythmik und Dynamik, dass aus dem Auditorium neben anhaltendem Applaus Aussagen wie »wunderbar« und »einfach klasse« zu hören waren.
Welch herausragende Talente ein Musikverein fördern kann, zeigte sich in der schmissigen Polka »Für Anja«, die der 17-jährige Stefan Albrecht für seine kleine Schwester komponiert hatte. Am Samstagabend steckte Musikvereinsvorsitzender Oliver Hohm dem jungen Komponisten und Tubisten das goldene Leistungsabzeichen des nordbayerischen Musikbundes an.
Siegfried Postel moderierte nicht nur den Abend - zusammen mit seinem Namensvetter Siegfried Hohm präsentierte er auch gesangliche Qualitäten. Zur von Willem van Kooi komponierten Mömlinger Polka hatte er einen Text verfasst, den beide schmetterten und später »Rosamunde« dazu aufforderten, ihnen ihr Herz zu schenken. Das Publikum stimmte mit ein und klatschte zum Rhythmus.
Das Orchester begeisterte durch brillantes Spiel und beeindruckende Homogenität, wobei viele Soli die Musikalität der einzelnen Instrumentalisten dokumentierten. Unter anderem tat sich Karl-Heinz Ulrich mit einem fulminanten Posaunensolo bei der bayerischen Polka von Georg Lohmann hervor. Nach insgesamt zweieinhalb Stunden Programm hatte das Publikum immer noch nicht genug und entließ die Musiker erst nach zwei Zugaben von der Bühne. Ruth Weitz