Konzert 2012

In drei Stunden musikalisch um den Globus


Konzert 2012:

Ensembles des Musikvereins Obernburg gestalten in der Stadthalle klangvollen Abend mit kabarettistisch-chaotischem Ausklang

Obernburg Im Grunde lässt sich der Konzertabend des Musikvereins am Obernburg am Samstag in die Stadthalle kurz und bündig so zusammenfassen: erstklassig.
Die drei Obernburger Kapellen nahmen ihr Publikum mit auf eine musikalische Weltreise mit glanzvollen Momenten.
Mit Anekdoten und interessanten Details führte Heinrich Schäfers durch das Programm.

Beim Marsch-Konfetti brachte das Blasorchester Obernburg Dirigent Reiner Hanten so zum Verzweifeln, dass er sogar versuchte, mit Fliegenklatschen für Ordnung zu sorgen. Foto: Sophia Hahn

Den Einstieg machte das Nachwuchsorchester mit einem Ausflug in die Welt der Musicals. Unter der Leitung von Manuel Reis stellten die 13 jungen Musikerinnen und Musiker mit Melodien aus »Mamma Mia« ihr Können unter Beweis. In »The Phantom of the Opera« von Andrew Lloyd Webber sorgten die Holz- und Blechbläser mit einer sicheren Darbietung in den hohen und tiefen Lagen für erste Gänsehautmomente und zeigten ein Gespür für die melodischen Feinheiten.
Großer Big-Band-Sound
Anschließend fand sich das Publikum mit »Pennsylvania 6-5000« von Jerry Gray in der Lobby des gleichnamigen New-Yorker Hotels wieder, dort wo einst Big Bands wie die von Glenn Miller spielten. Gekonnt setzten der Nachwuchs in der Blasmusikfassung des Welthits auch die eigene Stimme als Instrument ein, unterstützt vom rhythmischen Klatschen. Die Gute-Nacht-Melodie des Sandmanns schloss den Auftritt der Jungmusiker ab.

Volkstümlich, flott, explosiv

Mit dem Jugendblasorchester und dem »Cornfield Rock« von Jakob de Haan ging es eindrucksvoll weiter. Sicher geführt von Dirigent Dominik Giegerich übernahmen Trompeten, Flügelhörner und tiefes Blech die Melodie, harmonisch ergänzt von Flöten und Klarinetten. Mit »Over the Rainbow aus »Der Zauberer von Oz« verzauberte das Orchester seine Zuhörer und nahm sie mit in eine märchenhafte Welt ohne Sorgen und gleich anschließend in »Pirates of the Caribbean« mit an Bord eines Piratenschiffs. Auch die Liebhaber der volkstümlichen Blasmusik kam nicht zu kurz: Mit dem »Türkischen Marsch« von Ludwig van Beethoven zeigten die knapp 20 Musikerinnen und Musiker, wie beeindruckend sicher sie auch in flotterem Marschtempo harmonieren. »Ai se eu te pego«, ein aktueller Hit des brasilianischen Popsängers Michael Teló, versetzte an den warmen Strand Brasiliens. Eine wahrlich explosive Zugabe bot die Jugendkapelle abschließend mit dem Chart-Hit »Dynamite« von Taio Cruz. Etwas vom olympischen Geist war in der Stadthalle zu spüren, als das Blasorchester seinen Teil des Abends mit »The Olympic Spirit« von John Williams eröffnete. Stilsicher geführt von Dirigent Reiner Hanten ging die musikalische Reise mit »Norway Impressions« von Alfred Bösendorfer weiter nach Norwegen, dessen Regionen und kulturellen Besonderheiten durch feierliche Klänge der Blechbläser, sanfte klare Holzbläserklänge und rhythmisches Trommeln musikalisch dargestellt wurden. Auf hohem Niveau und mit schnellen chromatischen Gängen überzeugte der Marsch »Einzug der Gladiatoren«. Durch ein Best-Of von Bryan Adams und den portugiesischen Marsch »O Vitinho« (Francisco M. Neto) wurde die Mischung aus modernen und traditionellen Klängen perfekt abgerundet. Mit »ABBA in Concert« entführte das Orchester die Zuhörer mit Hits der schwedischen Popband in die bunte Glitzerwelt der 70er Jahre. Hart erarbeitetes Chaos Mit dem letzten Musiktitel allerdings lief der Abend unerwartet aus dem Ruder: Da machten die Musikerinnen und Musiker auf der Bühne auf einmal was sie wollten, tauschten ihre Instrumente gegen Trichter ein, warfen Konfetti und der Dirigent war sichtlich verzweifelt, weil keiner mehr seinen Zeichen folgte: »Marsch-Konfetti« heißt das Stück, das es jedem Orchester erlaubt, sich richtig daneben zu benehmen und den Dirigenten soweit zu bringen, dass er mit Fliegenklatsche statt Taktstock vor ihnen steht. Dieses »spontane Chaos« war geplant und dem Arrangeur Xaver Lecheler zu verdanken. Am Schluss verrät ein Musiker, dass gerade das harte Arbeit war. Dem Publikum hat es gefallen und es dankte mit stehendem Applaus. Nach der knapp dreistündigen Reise an die unterschiedlichsten Plätze der Welt wieder in der Stadthalle angekommen, wurde es mit der Zugabe »Zum Städtele hinaus« in die Obernburger Nacht verabschiedet.
Sophia Hahn